Preisträger 2019

Preisträger 2019

FFFH Biel-Bienne 2019

Der Prix Célestine 2019 von Interfilm Schweiz geht an den Film 
Les Éblouis von Sarah Suco, Frankreich 2019

Der Regisseurin gelingt es, mit viel Fingerspitzengefühl die beklemmende Geschichte mit autobiografischem Bezug der fröhlichen 12 jährigen Camille zu erzählen, die ihre Passion als Zirkusartistin lebt. Als sich die Eltern entscheiden, mit ihren vier Kindern in eine katholische fundamentalistische Gemeinschaft einzutreten, beginnt der subtile und manipulative Psychoterror. Hilflos erlebt Camille, wie mit Riten von Exorzismus und drakonischen Strafen die ganze Familie sukzessive gebrochen wird. Zusehends übernimmt das Mädchen die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister. Die Spannung und das Unverständnis steigern sich bis zu dem Moment, wo eine schreckliche Begebenheit Camille befähigt, Hilfe zu holen.
Der Film besticht durch eine eindringliche Kameraführung und durch hervorragende Schauspielerinnen und Schauspieler und insbesondere durch Céleste Brunquell, welche die Rolle der Camille überzeugend interpretiert. 
 

Locarno Filmfestival 2019

Preis der Ökumenischen Jury, Locarno 2019
Maternal, von Maura Delpero, Italien, Argentinien 2019

Paola, eine junge Nonne, kommt nach Argentinien in ein Nonnenkloster für alleinerziehende Mütter im Teenageralter. Lu, eine von ihnen, verlässt Heim und Kind. Mit «Maternal» erzählt Maura Delpero eine intensive Geschichte von Frauen und deren Erfahrungen mit Sexualität, Schwangerschaft, Liebe, Fürsorge sowie Kindererziehung. Dabei wirft die Regisseurin einen tiefen, liebevollen Blick in einen konfliktreichen Mikrokosmos, in dem vielfältige Stimmen und vielschichtige soziale, politische und spirituelle Aspekte zum Vorschein kommen – im Ringen um die Wahrheit. Der mit hoher ästhetischer Kompetenz gestaltete Film wirft dringende universelle moralische Fragen auf.

Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury, Locarno 2019
Vitalina Varela von Pedro Costa, Portugal, 2019
Über seine hohe ästhetische Qualität hinaus vermag Pedro Costas Spielfilm durch den innovativen Einsatz von Dunkelheit und Licht tiefe theologische Diskussionen anzuregen über den dialektischen Charakter des Glaubens. Dabei öffnen die spirituellen Reisen einer verlassenen Frau sowie eines Priesters ohne Gemeinde das Bewusstsein der Zuschauerinnen für transzendente Dimensionen des Lebens. «Vitalina Varela» bringt ferner Respekt für Menschenwürde, für die Notwendigkeit von Versöhnung und für Solidarität mit Minderheiten auf universellerer Ebene zum Ausdruck.

Preis der Interreligiösen Jury, Nyon 2019

Xurmalar Yetişən Vaxt / When the Persimmons Grew
von Hilal Baydarov, Aserbaidschan/Österreich 2019
Eine filmische Seelenlandschaft – In poetischen Bildern und Stillleben lernen wir eine Mutter kennen, die die Fähigkeit besitzt, sich an das zu erinnern, was wirklich zählt. Während der Kakiernte philosophiert sie mit ihrem Sohn über die Früchte des Lebens. Dem aserbaidschanischen Regisseur gelingt es mit präzisem Blick, die lineare Zeit mit dem Moment zu verweben, der die Kostbarkeiten des Alltags für ewig festhält.

Lobende Erwähnung der Interreligiösen Jury, Nyon 2019

Norie, von Yuki Kawamura, Luxemburg/Japan 2019
Der Filmemacher begleitet seinen Vater auf eine Reise zum Kern der Trauer um die jung verstorbene Ehefrau Norie. Die Besuche der erinnerungsträchtigen Orte und die Erzählungen ihrer Jugendfreundinnen zwingen den Vater zu einer Auseinandersetzung mit seinem verdrängten Schmerz. Die Kamera agiert als therapeutisches Instrument und ermöglicht den Zuschauern die Teilnahme an einem zutiefst menschlichen Trauerprozess.
 

Film Festival Freiburg 2019

Preis der Ökumenischen Jury, Fribourg 2019

Compañeros - La noche de 12 años / A Twelve-Year Night
von Álvaro Brechner, Uruguay/Spanien, Argentinien, Frankreich, Deutschland 2018
Ein psychologischer Kampf, in dem Zeichen der Hoffnung und Solidarität den Charakteren die Kraft zum Überleben geben. Basierend auf einer wahren Geschichte, führt uns dieser Film in das Herz einer existentiellen Reise durch die Dunkelheit von Gefangenschaft und Diktatur. Ein Film, der subtil mit Dunkelheit und Licht spielt.
Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury, Fribourg 2019

Vulkan / Volcano, von Roman Bondarchuk, Ukraine/Deutschland 2018
Eine Parabel, die die schmale Grenze zwischen Trugbildern und der Realität einer zusammengebrochenen Ukraine auslotet. Lukas ist zunehmend von der unbegrenzten Anarchie einer weiten und verarmten Region fasziniert. So seltsam es auch erscheinen mag, dieser kunstvoll gestaltete Film konfrontiert uns mit unserer Suche nach dem Sinn des Lebens.