19/05/2022

6 DIAS EN BARCELONA

Der gelernte Elektriker Moha fängt eine Probewoche bei einer Klempnerfirma in Barcelona an. Der marokkanische Einwanderer wird relativ kühl von Valero empfangen, der mit seiner Frau zusammen das kleine Unternehmen führt. Er ist wenig begeistert davon, dass der stille Moha den alten Pep ablösen soll, der demnächst in Rente geht.

Immer wieder stichelt Valero gegen Moha, wobei dessen Sprachschwierigkeiten seine Arbeit noch zusätzlich beeinträchtigen und die Streitereien befeuern.

Die katalanische Regisseurin Neus Ballús hat mit Laiendarstellern einen Arbeiterfilm gedreht, der sich zwischen Fiktion und Dokumentation bewegt. Durch Valero, Pep und Moha bekommen die Zuschauer nicht nur Einblick in das multikulturelle Mischgefüge der spanischen Metropole, die in den letzten 20 Jahren Europas massivste Immigrationswelle erlebte, sondern auch in die Häuser eines wenig bekannten Barcelonas.

Ihre Kunden reichen von einem alten Mann, der sich mit Bio-Nährstoffen fit hält, bis zu einem Psychoanalytiker, der in einer Jacques Tati-ähnlichen Festung wohnt, in der alles automatisiert ist.

Der Balanceakt, ob es sich bei Valeros Feindseligkeit gegenüber Moha wirklich um Rassismus handelt, funktioniert vor allem dank des natürlichen Charmes der Protagonisten. Mohamed Mellali und Valero Escolar wurden anlässlich der Weltpremiere am letztjährigen Locarno Filmfestival deshalb beide verdientermassen mit dem Leoparden für die besten Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«6 días en Barcelona», Spanien 2021, Regie: Neus Ballús, Besetzung: Valero Escolar, Mohamed Melatti, Pepo Sarrà, Verleih: Xenix Film, http://www.xenixfilm.ch

Kinostart: 19. Mai 2022

BIldnachweis: https://www.medientipp.ch