17/02/2022

A CHIARA

Die 15-jährige Chiara lebt in der Hafenstadt Gioia Tauro in Kalabrien ein ganz normales Teenagerleben. Doch dann explodiert kurz nach dem rauschenden Geburtstagsfest für ihre ältere Schwester eine Autobombe vor ihrem Haus. Am Tag darauf ist der Vater spurlos verschwunden. Da Chiara in ihrem Umfeld auf eine Mauer des Schweigens stösst, macht sie sich selbst auf die Suche nach Antworten über den Verbleib ihres Vaters. Was sie findet, ist abgründig. «A Chiara» bildet den Abschluss der lose gestrickten, kalabrischen Trilogie von Jonas Carpignano, zu der sowohl «Mediterranea» (2015) wie auch «A Ciambra» (2017) zählen.

Alle Filme sind in sich abgeschlossen, aber durch wenige, sich überschneidende Figuren miteinander verbunden. Die Filme sind intime Porträts menschlicher Beziehungen, deren starke Bande erschüttert werden und zu zerreissen drohen. Sie zeichnen sich durch einen neo-realistischen Ton aus, der die Geschichten erdet und die Probleme, an denen Italien krankt, offen anspricht.

Chiara findet heraus, dass ihr Vater in mafiöse Machenschaften verstrickt ist. Sie muss sich entscheiden, ob sie der Mafia angehören will oder ob sie sich einen anderen Weg für ihr Leben sucht. Der andere Blick auf die ’Ndrangheta wird in «A Chiara» kraftvoll erzählt. Die Erzählung lebt vom intensiven Spiel der Hauptdarstellerin Swamy Rotolo. Dass Carpignano hier einmal mehr mit einer «echten Familie» gearbeitet hat, verleiht dem Film seine einzigartige Authentizität.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«A Chiara», Italien/Frankreich 2021, Regie: Jonas Carpignano, Besetzung: Swamy Rotolo, Claudio Rotolo, Grecia Rotolo, Verleih: Frenetic Films, Filmwebseite

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