06/02/2020

HONEYLAND

«Die Hälfte für mich, die Hälfte für Euch», Hatidze achtet peinlich genau, dass ihre Bienen den gerechten Anteil des gewonnenen Honigs erhalten. Die Wildbienen findet sie auf einem abschüssigen Berg irgendwo in Mazedonien. Auf schmalem Pfad balanciert sie zum Bienenstock. Die Bienen stechen Hatidze nicht, denn sie hält sich an die Regeln. Die Hälfte für sie, die Hälfte für die Bienen.

Das Land ist von einer wunderschönen Kargheit, welche die einstigen Bewohnenden vertrieben hat. Nur Hatidze und ihre hochbetagte, kranke Mutter Nasife leben noch im Steindorf bis Hussein einfährt. Er treibt seine 150 Kühe ins Tal und auf dem Traktor mit Anhänger sitzen seine Frau und die sieben Kinder.

Hatidze beobachtet fasziniert das Treiben und schon sitzt sie mit den vielen Kindern am Brunnen, plantscht und lacht. Aber dann sterben die Kälber und die Bienen, die sich Hussein angeschafft hat, hungern und stechen nicht nur die Kinder wund, sie töten auch Hatidzes Wildbienen. Hussein hält sich nicht an die Regeln. Er nimmt zu viel und gibt zu wenig.

Honeyland ist ein Dokumentarfilm an der Grenze zum Spielfilm. Den Regisseurinnen Stefanov und Tamara Ljubomir gelingt eine bildgewaltige Allegorie des Gleichmasses. In perfekt komponierten Tableaus und überwältigenden Panoramaaufnahmen erzählen sie, was wir immer schon wussten. Alle Lebewesen teilen ihren Lebensraum, stehen auf dem gleichen Boden, blicken in denselben Himmel. Wer sich mehr nimmt, als ihm zusteht, stiehlt es den anderen.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«Honeyland», Mazedonien 2019, Regie: Ljubomir Stefanov und Tamara Kotevska, Besetzung: Hatidze, Nasife, Hussein; Verleih: Cinejoy Internet: https://cinejoymovies.ch/de/, Filmwebsite: https://cinejoymovies.ch/de/film/honeyland.html

Kinostart: 6. Februar 2020

Trailer

Bild: Hatidze und ihre Wildbienen © Cinejoy Movies

© Medientipp