20/02/2020

JAGDZEIT

Aus der Vogelperspektive wird gezeigt, wie Alexander Maier bedächtig sein Thaicurry isst. Die quadratische Beschneidung der Szene macht deutlich: Es wird eng.

Die Enge zieht sich durch den gesamten Film: Die Kamera ist nah dran, wenn Finanzchef Maier in fahlem Licht Zahlen vergleicht und beim kleinsten Geräusch zusammenzuckt. Nah dran, wenn er dem neuen CEO auf der Toilette begegnet und tags darauf vor Tatsachen gestellt wird. Die bedrückende Enge wird filmisch so prägnant umgesetzt, dass man spätestens beim Hörsturz des Protagonisten körperlich mitleidet.

Während eingangs noch Hoffnungsbilder skizziert werden – etwa dort, wo er mit Sohn Théo Cervelat über dem Feuer brät – weichen diese bald der Verzweiflung. Der immense Druck zeichnet Maier, verfolgt ihn, raubt ihm den Schlaf. Der Topfinancier verwandelt sich vom strengen, aber menschlichen Vorgesetzten in ein leidendes, gehetztes Tier.

Der Kreis, der sich um Maier legt, wird enger gezogen. So eng, dass ihm die Luft zum Atmen knapp wird. Ein gewichtiger Grund für seine Not ist der gnadenlose Machtkampf mit Brockmann. Doch die beiden stark gespielten Hauptakteure in gut und böse zu unterteilen, würde zu kurz greifen.

Sabine Boss gelingt ein eindrucksvolles Plädoyer für ein achtsameres Miteinander. Dass der Film dabei ohne Pathos und moralisierende Schuldzuweisungen auskommt, macht ihn umso wichtiger, weil klar wird: Das hier ist echt. Reden wir darüber!

Sina von Aesch, Vikarin Nydegg und Mitglied Interfilm Schweiz

«Jagdzeit», Schweiz 2020, Regie: Sabine Boss, Besetzung: Stefan Kurt, Ulrich Tukur, Sarah Viktoria Frick, Verleih: Ascot Elite, http://www.ascot-elite.ch

Kinostart: 20. Februar 2020

Trailer

Bild: Alexander Meier (Stefan Kurt) und Hans-Werner Brockmann (Ulrich Tukur) sind oben angekommen © Elite Film

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