24/03/2023

MATTER OUT OF PLACE

Zugegeben, das Thema Müll mag auf den ersten Blick nicht das spannendste Motiv für einen Dokumentarfilm sein. Der österreichische Regisseur Nikolaus Geyrhalter untersucht aber in «Matter Out of Place» die Folgen unserer Konsumgesellschaft auf eine Art und Weise, die bisher nie dagewesene Bilder hervorbringt.

Das zeigen schon die ersten Minuten des Films, als ein Bagger auf einer ganz normalen Wiese in Solothurn plötzlich auf eine Grube stösst. In dieser werden Tonnen von Abfall sichtbar, die dort einfach so entsorgt wurden. Ein Einzelfall? Mitnichten. «Aus den Augen, aus dem Sinn», sagt ein deutscher Forscher mit Verweis auf den vorgefundenen Müllberg – ein Satz, der den ganzen Film zusammenfassen könnte.

Die Kamera wandert weiter durch die Welt und hält fest, was wir gerne an den Rand unseres Bewusstseins drängen – wie sorglos wir mit der Natur und ihren Ressourcen umgehen und wie schamlos wir die Spuren des von uns selbst produzierten Mülls verdecken. Dafür stellt er uns auch Menschen vor, die diesen fast unbemerkt zu beseitigen versuchen, die unsere Schuld auf sich nehmen.

Die Nonchalance, mit der der Regisseur dabei Verschwendung in reine Schönheit verwandelt, ist erschreckend und faszinierend zugleich. Er lässt nur die Bilder sprechen – kommentarlos, wie in seinen Dokumentationen üblich – und schafft dadurch Raum für Interpretationen. Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik bleibt der Film aber leicht und spielerisch, was die Absurdität des Gezeigten mit noch grösserer Wucht hervorhebt.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

Kinostart: 23. März 2023

«Matter Out of Place», AT 2022; Regie: Nikolaus Geyrhalter; Verleih: Frenetic Films; Homepage: http://www.frenetic.ch;  https://www.frenetic.ch/katalog/detail//++/id/1242

Bildernachweis: https://www.medientipp.ch/events/matter-out-of-place