14/11/2019

MY ZOE

Was geschieht mit der Mutterliebe, wenn ein Kind schwer erkrankt oder gar stirbt? Julie Delpy spielt als Regisseurin und Hauptdarstellerin des Films «My Zoe» verschiedene Aspekte dieses familiären Dramas durch und überzeugt dabei in mehrfacher Weise. Sie gibt Isabelle, eine berufstätige Frau und Mutter, die geschieden lebt und das Sorgerecht mit ihrem Mann James teilt. Krisen und Spannungen sind Teil des Alltags in dieser zerbrochenen Familie. Und doch geht die Hauptfigur noch einen entscheidenden Schritt weiter. Nach einer Hirnblutung von Zoe versucht Isabelle das Kind dem unerbittlichen Schicksal zu entreissen. Dabei überschreitet sie im Spital die Grenze des ethisch Erlaubten.

Entstanden ist daraus ein kluger Film über die Möglichkeiten der Biomedizin und Fortpflanzungstechnik. Als Regisseurin geht Delpy die Inszenierung kühl an. Sie erzählt von der Logik einer Genetikerin, die bis zum Äussersten geht, um ihren Traum von der idealen Mutter-Kind-Beziehung zu leben. Der Film erinnert nicht nur wegen Julie Delpy an Kieslowskis «Drei-Farben-Trilogie». Vielmehr sind es dringende moralische und existentielle Fragen, auf die «My Zoe» den Fokus setzt. Das Drama bewegt sich zwischen anspruchsvollem Arthouse und realer Science-Fiction, die ganz und gar in unsere Lebenswelt eingebettet ist. Das ethische Dilemma ist hautnah erlebbar, die existentielle Betroffenheit ebenso. Der offene Schluss provoziert und gibt zu reden.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«My Zoe», Regie und Drehbuch: Julie Delpy, Besetzung: Julie Delpy, Richard Armitage, Daniel Brühl, Gemma Arterton, Verleih: Warner Bros; Filmwebseite: http://www.warnerbros.ch/modules/obomovie/detail.php?page_id=1&lang=1&suisa=1012.873

Kinostart: 14. November 2019

Trailer

Bild: Mutter Isabelle (Julie Delpy) und ihre kleine Tochter Zoe (Sophia Ally) © Warner Bros.

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