25/02/2022

OLGA

Kiew 2013. Nach einem missglückten Attentat auf sie, zögert Olgas Mutter nicht und bringt ihre Tochter in Sicherheit. Die ambitionierte Turnerin Olga muss in die Schweiz, die unbekannte Heimat ihres Vaters. In der Ukraine lebt sie als Tochter einer investigativen Journalistin zu gefährlich. So landet Olga in Magglingen und trainiert dort für ihren Traum, die EM- und die Olympiateilnahme.

Aber das Leben im Exil ist schwierig. Die 15-Jährige tut sich schwer mit der Sprache und ist emotional nicht in der Schweiz angekommen. Die anderen Turnerinnen beäugen die «Neue» kritisch und auch die Familie von Olgas verstorbenen Vater verhält sich distanziert. Momente der Geborgenheit sind rar, Freundinnen und die Mama fehlen sehr.

Dazu kommt die stete Sorge um ihre Mutter, die manchmal tagelang nicht zu erreichen ist. Und dann kommt es in Kiew zu den Euromaidan-Aufständen und Olgas Mutter und ihre Freundinnen sind mittendrin. Olga muss hilflos zusehen, was in ihrer Heimat passiert.

In «Olga» portraitiert Elie Grappe feinfühlig eine heranwachsende Frau, die vor einem moralischen Dilemma steht: alles hinwerfen und dem Herzen nachgeben, oder pflichtbewusst und stur das gesetzte Ziel verfolgen? Olgas emotionaler Schwebezustand äussert sich nicht sprachlich, sondern körperlich: Die Jugendliche versucht, Sorgen und Ängsten davonzurennen oder sie weg zu trainieren. Dem Film gelingt ein unerwarteter, intensiver und hochpolitischer Zugang zu den Themen Coming of Age, Heimat und Sport.

Elie Grappes Film ist in drei Kategorien für den Schweizer Filmpreis nominiert (Bester Film, Drehbuch und Ton).

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Olga», Schweiz 2021; Regie: Elie Grappe; ProtagonistInnen: Anastasia Budiashkina, Sabrina Rubtsova, Caterina Barloggio; Verleih: cineworx; Filmwebseite: https://cineworx.ch/movie/olga-elie-grappe/

Bildnachweis: https://www.medientipp.ch/wp-content/uploads/2022/01/Olga_041-scaled.jpg