Unrueh
17/11/2022

Unrueh

Schweiz, Ende 19. Jahrhundert. Die junge Fabrikarbeiterin Josephine setzt in Feinstarbeit die Schwing-Mechanik von Uhren zusammen. Mit den Arbeits- und Lebensbedingungen unzufrieden, nähert sie sich einer anarchistischen Uhrmacherbewegung an. Cyril Schäublin nähert sich in «Unrueh» den technologischen und sozialen Umbrüchen an, die die Schweiz bis heute prägen. Teaser by Interfilm Ingrid Glatz. 

Schweiz, Ende 19. Jahrhundert. Die junge Fabrikarbeiterin Josephine setzt in Feinstarbeit die Schwing-Mechanik von Uhren zusammen. Mit den Arbeits- und Lebensbedingungen unzufrieden, nähert sie sich einer anarchistischen Uhrmacherbewegung an. Cyril Schäublin nähert sich in «Unrueh» den technologischen und sozialen Umbrüchen an, die die Schweiz bis heute prägen.

Die Schweiz ist stolz auf ihre direkte Demokratie. Auch ist sie bekannt für ihre Uhren und deren Genauigkeit. Cyril Schäublin hinterfragt diese Eigenschaften und erzählt uns eine Schweizer Geschichte, die von Unfreiheit und Anarchie geprägt worden ist.

Der russische Kartograf Pyotr Kropotkin reist im 19. Jahrhundert in die Nordwestschweiz. In das Zentrum der damaligen Anarchistenbewegung und trifft dabei auf die junge Fabrikarbeiterin Josephine. Diese stellt die «Unrueh», das mechanische Herzstück einer Uhr, für eine grosse Uhrenfabrik her. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig und die Arbeitstage für die Arbeiterinnen und Arbeiter sind lang und hart. Unter diesen Bedingungen kämpfen die Anarchisten trotz drohender Konsequenzen für die Rechte der Menschen und eine bessere Welt.

Regisseur Cyril Schäublin, der selbst von einer Uhrmacherfamilie abstammt, zeichnet in historisch-ethnografischer Genauigkeit ein Bild der Schweiz, welches von Unfreiheit und fragwürdiger Demokratie geprägt war. Frauen durften nicht abstimmen, waren aber diejenigen, die die Uhren in der Fabrik zusammenbauten. Gefeuert wurde, wer die politischen Interessen der Firma nicht teilte und verhaftet, wer seine Steuern nicht bezahlte. In einem solchen System schien Anarchie die passende Lösung zu sein.

Schäublin gelingt es, mit einer eigenwilligen Bildsprache und zurückhaltender Inszenierung, unsere Geschichte und Werte neu zu beleuchten und stellt dabei wichtige Fragen zur Zeit, in der wir leben.

Silvan Maximilian Hohl, Multimediaproduzent

«Unrueh», Schweiz 2022; Regie: Cyril Schäublin; Mit: Clara Gostynski, Alexei Evstratov, Monika Stalder; Verleih: Filmcoopi Zürich, Filmwebsite: www.filmcoopi.ch/movie/unrueh

Ab 17. November 2022 im Kino

Medientipp by kath.ch

Bildnachweis: https://www.medientipp.ch/wp-content/uploads/2022/10/pij682_axi570_qei644-scaled.jpg