Filmnacht mit Lucienne Lanaz in Twann

Bild: Julia Garcia

Im Rahmen des Kirchen Kino-Programms war die bald 84jährige, unabhängige Dokumentarfilmregisseurin und –produzentin Lucienne Lanaz aus Grandval (Berner Jura) für eine Filmnacht mit Apéro riche Gast im Engel Haus in Twann. Mit fünf Kurzfilmen aus ihrem über vierzig Produktionen umfassenden umfangreichen Lebenswerk vermittelte sie einen eindrücklichen Einblick in eine Welt „hinter dem Berg“ – einen Blick in den nahen und manchmal doch so fernen „Jura bernois“.

Der 1976 gedrehte Film „Die Räucherküche“ (Feu, fumée, saucisse, 22‘) ist ein früher preisgekrönter Film, in dessen Mittelpunkt Fritz Marti steht, der im einzigen Haus von  Grandval wohnte, das keinen Kamin, keine Elektrizität und kein fliessendes Wasser besitzt. In seiner Küche räucherte er Würste und Speck für die Metzger in der Umgebung. Heute ist das Haus ein Museum und unterliegt dem Heimatschutz – immer noch ohne Elektrizität und ohne fliessendes Wasser. 1978/79 entstand der Film „Die Schmiede“ (La Forge, 34‘), in dem es um die Restaurierung einer jurassischen Hammerschmiede aus dem 18. Jahrhundert geht. Beim Film „…jede Haftungabgelehnt“ („…nous déclinons toute responsabilité“, 13‘) handelt es sich um ein 2002 entstandenes experimentelles Werk, das ohne Sprache und nur mit Musik unterlegt die Innenrenovation eines 1590 entstandenen Bauernhauses schildert. 2009 entstand der unterhaltende Film „Super Cow“ (3‘) – nur Kühe weit und breit! „Une descente debois avec Max et Maurice“ (33‘) aus dem Jahr 2010 dokumentiert die letzte Holzabfuhr mit dem alten Traktor „Max“ der Marke „Hürlimann“, die Maurice Grossert vor seiner Pensionierung durchführte.

Bellinda Sigillò, Verantwortliche des Ressorts Kultur im Vorstand der „Wohnbaugenossenschaft Zuhause am Bielersee“, die das Engel Haus betreibt, moderierte den Abend mit Lucienne Lanaz, die aus ihrem Leben erzählte, Hintergründe für die Produktionen schilderte und Einblick gab in die zahlreichen zu überwindenden Hürden, die einer Realisierung im Weg stehen können. Die quirlige Person mit ihrer weissen und blauen Haarpracht zog alle 20 Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann. Unter ihnen war auch ein Enkel von Fritz Marti, dem Protagonisten des Films „Die Räucherküche“, der den Film zum ersten Mal sah und sichtlich gerührt war. Am Schluss sind die etwas über vier Stunden „Filmsoirée“ schnell vorbei gegangen mit dem Fazit: interessante und herzliche Persönlichkeit, eindrückliche, nicht alltägliche Filme, „à refaire“ mit einem weiteren Film aus Lucienne Lanaz‘ Wundertüte.                                                       

Bellinda Sigillò und Hans Hodel